Katrin und Karl

Karl streift kühn mit seiner Bedürftigkeit die Katrin.
Katrin hat jedoch anderes im Sinn, und prompt fühlt Karl sich abgewiesen.

Aber Katrin hat gar nicht den Karl abgewiesen, sondern nur an sich gedacht und hat sich schützen wollen .... vor ihren eigenen Gefühlen. Also hatte es nichts mit Karl zu tun, sondern nur mit Katrin  - sie hat ihre Gefühle abgewiesen, ihre eigenen, unberechenbaren, unkontrollierbaren und unbekannten Gefühle, die sie lieber nicht kennen lernen wollte.

Katrin ist unnahbar, denn sie meidet die Nähe mit sich selbst. Sie reagiert genau so, wie es ihr kleines Reaktionsfenster zulässt, ohne dass sie sich selbst begegnen muss.

Karl stößt an Katrins engen Fensterrahmen - das erbost Katrin - und schon ist der Karl doof.

Karl macht sich klar, dass er mit seiner Annäherung an Katrins Fensterrahmen knallt und sie damit verletzt. Er nimmt sich also zurück und macht seine Gefühle mit sich selber aus.
Das ist schwer!
Aber er nimmt Katrin's Abweisung nicht mehr persönlich, denn sie hatte nichts mit ihm zu tun. Allzu leicht bestünde die Möglichkeit, die Ablehnung des Gegenübers als Bewertung der eigenen Person zu empfinden.

Platzwandel

Die Leute wandeln über den Platz.
Licht scheint.
Sie schauen links und rechts und können oft schon gar nicht mehr - soviel gibt es hier zu sehen.
Die Gebäude, die anderen Menschen und Tiere, die Auslagen.
Sie genießen ihren Sonntag - ihren wohlverdienten Sonntag. Ihr hart verdientes Geld, oft nur durch Auflösung ihrer Persönlichkeit und Bedürfnisse erworben,  wird für Eis oder auch ein Stück Torte herausgerückt - eine Belohnung.
Lustwandeln als Entschädigung für eine harte Woche.
Das Wandeln macht Lust - oder die Lust führt zum Wandeln.
Auf jeden Fall wollen das viele, viele und der Platz ist voll.

Herbstbaum

Der Herbstbaum ist schon ganz okay, finde ich.
Er macht Freude durch sein Farbenspiel.
Und er steht sehr mutig da - gelassen - weil er es locker erträgt, fast alles zu verlieren, was er hat: seine Schönheit, seine Vielfalt, seine Möglichkeit zur Photosynthese. Er schmeisst alles fort im Vertrauen darauf, dass nächstes Jahr neue Blätter sprießen.
Ein Vorbild.
Nicht klammern, nicht hängen, nicht trauern. Einfach gehen lassen, was der Wind und die Zeit meinen, fortnehmen zu müssen. Stolz stehen bleiben - würdig. In einer Kargheit, die Stolz in sich trägt.
Er zaudert nicht, sondern wandelt sich gern.